Heißes Eisen „Menschenhandel“
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung hat ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Da es sich bei den meisten Opfern um Frauen und Mädchen handelt, ist der Begriff „Menschenhandel“ faktisch synonym für „Frauenhandel“. Es entstehen immer mehr Stätten, auch innerhalb von Mietwohnungen und im Bereich Wellness, in denen Frauen „angeboten“ werden. Hier und überall, in jeder Stadt!
Solidarität mit Frauen in dieser Notlage hat sich der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) diesmal auf die Fahne geschrieben und bereits zur Vorstandssitzung im September 2012 Frau Heiler, Leiterin der Beratungsstelle Solwodi (SOLidarity with WOmen in DIstress) Aachen, zu einem Vortrag über Menschenhandel und Prostitution ausländischer Frauen (Projekt Stella) eingeladen. Solwodi ist eine Anlaufstelle für ausländische Frauen, die durch Sextourismus, Menschenhandel oder Heiratsvermittlung nach Deutschland gekommen sind.
In einer anschließenden Gesprächsrunde traten viele Fragen auf, die Frau Heiler den nachdenklich und betroffen gewordenen Frauen sehr ausführlich und intensiv beantwortete. Die Öffentlichkeit aufzuklären und für das Tabu-Thema „Menschenhandel“ zu sensibilisieren, ist ein wichtiges Anliegen der Aachenerin. Und so gab sie Einblicke in ihre Arbeit und schilderte auch die positiven Erfahrungen über bereits durchgeführte Projektwochen in Oberstufen weiterführender Schulen.
Nach kurzer Überlegung stand fest: Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen packt dieses heiße Eisen an! Bei einem Gespräch mit Frau Spille (Schulleiterin der Realschule Marienstraße), Frau Hinkelmann (Vorsitzende der AsF im SPD-Stadtverband) und Frau Heiler (Solwodi) wurde das Projekt Stella vorgestellt. Da bereits in zwei Klassen der Realschule eine Projektwoche im Religionsunterricht zum Thema „Menschenhandel“ geplant war, passte das Ansinnen der sozialdemokratischen Frauen perfekt in den Unterrichtsplan der Realschule. Nach einiger Vorbereitung war es dann am 08. und 09. November 2012 soweit. Das Projekt Stella konnte starten. Es fanden zwei Veranstaltungen unter der Leitung von Frau Heiler und Begleitung zweier Lehrkräfte in den schönen Räumen der Caféteria der Realschule statt. Frau Hinkelmann (AsF) nahm ebenfalls teil und folgte den Ausführungen sehr aufmerksam.
Es wurde den Schüler/innen freigestellt, den Unterricht zu verlassen, falls die Belastung zu groß werden sollte. Fragen wie: „Wie kommt es, dass Frauen Opfer von Menschenhandel werden? Sind sie naiv, verstehen sie nicht, worauf sie sich einlassen? Warum wehren sie sich nicht, wenn sie gegen ihren Willen zu sexuellen oder anderen Diensten gezwungen werden?“ wurden gestellt. Antworten zu diesen Fragen lassen sich in den Lebensverhältnissen finden. Fast immer stammen die Frauen aus Regionen, in denen große Armut und Perspektivlosigkeit herrschen. Am Beispiel der Lebensgeschichte einer Albanerin wurde versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden. Aufgeteilt in zwei Gruppen wurden Rollenspiele mit den Schüler/innen gespielt, die die schwierigen Situationen, in denen sich die Frauen befinden, verdeutlichen. Alle Schülerinnen und Schüler waren am Ende der Veranstaltung nachhaltig aufgerüttelt und sichtlich berührt. Sie bekamen im Anschluss noch die Gelegenheit, mit der Projektleiterin unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu sprechen.
Letztendlich waren sich alle Beteiligten einig: Das Projekt Stella ist eine gute Sache und wird im nächsten Jahr fortgeführt!
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